"Hessens Feuerwehren gut aufgestellt"
„Hessens Feuerwehren sehen sich derzeit gut gerüstet. Um jedoch diesen Standard zu erhalten und den Schutz der Bürgerinnen und Bürger auch künftig zu gewährleisten, sind alle politischen Entscheidungsträger aufgerufen, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu sichern. Hier sehen wir vor allem noch einige Defizite beim Bund.“ Dieses machte der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV Hessen) Dr. Christoph Weltecke (Korbach) anlässlich der 62. Verbandsversammlung seiner Organisation deutlich, die landesweit 75.000 aktive Einsatzkräfte, rund 500.000 fördernde Mitglieder in 2.600 Freiwilligen Feuerwehren, 26.000 Jugendfeuerwehrangehörige in 2.100 örtlichen Gruppen, sowie 57 Werkfeuerwehren und sechs Berufsfeuerwehren vertritt.
Vor rund 250 Delegierten und Gästen, darunter Hessens Innenminister Peter Beuth weiteren Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, ging der Verbandschef auch auf die sensible Sicherheitslage in Europa, etwa nach den Terroranschlägen in Paris und Brüssel, ein: „In solchen Situationen muss gewährleistet sein, dass neben der Polizei auch eine effektive nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr mit klaren Strukturen vorhanden ist. Hier besteht aus Sicht des LFV Hessen teilweise noch Optimierungsbedarf und die Federführung für die Abwehrplanung muss in die Hand des Innenministeriums, was ferner eine Bündelung der Kompetenzen für den Rettungsdienst bedeutet.“ Nach Ansicht von Weltecke bildet das flächendeckende System des überwiegend ehrenamtlich aufgestellten Feuerwehrwesens in Hessen die größte Einsatzorganisation und ist damit „ein zentraler Eckpfeiler im Bereich der Inneren Sicherheit."
„Im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz erfüllt Hessen seine Aufgaben vorbildlich“, betonte der LFV-Vizepräsident weiter. „Doch fehlt seitens des Bundes immer noch die schon mehrfach zugesagte konkrete Unterstützung für den Katastrophenschutz der hessischen Feuerwehren. Trotz verschiedener Resolutionen und intensiver Gespräche hat sich hier bis heute kaum etwas bewegt. Ein Sperrvermerk im Bundeshaushalt, der die Überprüfung des Katastrophenschutzkonzeptes des Bundes beinhaltet, verhindert aktuell die erforderlichen Neuanschaffungen von altbetagten Löschgruppenfahrzeugen. Das ist fahrlässig, da wir die Bundeskomponenten vor allem auch bei überregionalen Einsätzen, wie es sich in der Vergangenheit wiederholt gezeigt hat, zwingend benötigen.“
Humanitärer Einsatz für Flüchtlinge
Der zweite Vizepräsident Wolfgang Reinhardt ging auf das außerordentlich große Engagement der Feuerwehren bei der Unterbringung der Flüchtlinge im zweiten Halbjahr 2015 ein: „Durch den Einsatz tausender ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer haben die Feuerwehren gezeigt, wie hier schnell unbürokratische und humanitäre Hilfe etwa beim Aufbau von Unterkünften, bei der Betreuung etc. geleistet wurde. Zusammen mit den Gefahrenabwehrbehörden und anderen Hilfeleistungsorganisationen wurde somit Vorbildliches geleistet, was großen Respekt verdient.“ Der LFV Hessen wird sich zudem am Bundesprojekt „Zusammenhalt durch Teilhabe – Feuerwehr: Gemeinsam in die Zukunft“ beteiligen, mit dem Ziel, die Integration von Flüchtlingen und anderen Bevölkerungsgruppen noch nachhaltiger zu verfolgen.
LFV-Vizepräsident Weltecke rief erneut alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte auf, weiterhin den intensiven Dialog zur Feuerwehr zu pflegen und die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren zu erhalten. Ein großer Zukunftsworkshop des LFV Hessen hatte deutlich gemacht, dass vor allem einige Rahmenbedingungen zu überprüfen sind. Dazu zählten beispielsweise die Entlastung der Feuerwehrführungskräfte von feuerwehrfremden Verwaltungstätigkeiten, die Reduzierung des Regelwerkes und der Typenvielfalt bei den Einsatzfahrzeugen, eine zeitgemäße Ausstattung und die weitere Optimierung der Ausbildung. „Zusammen mit dem Innenministerium werden wir diese Themen intensiv bearbeiten. Ein gemeinsamer Arbeitgebergipfel soll ferner dazu dienen, um das gegenseitige Verständnis zu stärken und in einigen Bereichen für mehr Anerkennung zu werben."
Mitgliederentwicklung, Aktuelles und Prävention
Bereits in den Vorjahren, so der LFV-Vizepräsident Weltecke weiter, hat sich der LFV Hessen recht erfolgreich um die Mitgliederentwicklung und -stabilisierung der Feuerwehren gekümmert. Eine neue, jugendgemäße Imagekampgange soll, ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, helfen, den leicht zurückgehenden Mitgliederzahlen bei den hessischen Jugendfeuerwehren entgegen zu wirken. Ein Erfolgsmodell bleiben weiterhin die Neugründungen von Kinderfeuerwehren für die Altersgruppe der Sechs- bis Zehnjährigen. Hier sind bereits rund 9.800 Kinder in 735 örtlichen Gruppen im Rahmen der Brandschutzerziehung aktiv dabei. Auch in der Umsetzung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugend-/Feuerwehr ist man durch die Kooperationsvereinbarung zwischen LFV Hessen und Kultusministerium „ein gutes Stück weitergekommen“.
Weltecke erwähnte schließlich die „hervorragende Kooperation“ mit der Unfallkasse Hessen. „Dabei haben wir die soziale Absicherung der Feuerwehrangehörigen weiter verbessern können, die Gesundheitsuntersuchungen für den Atemschutz den aktuellen Erfordernissen angepasst und ein Betreuungsangebot zur Nachbereitung von Einsätzen vereinbart, wenn hier Feuerwehrangehörige belastende Ereignisse oder gar Traumata verarbeiten müssen."
Regularien
Im Rahmen der 62. Verbandsversammlung in Korbach beschäftigten sich die Delegierten der hessischen Feuerwehren zudem mit weiteren aktuellen Fragen und Themen des Brand- und Katastrophenschutzes. Im formellen Teil wurden schließlich die anstehenden verbandlichen Regularien (wie z.B. Haushaltsangelegenheiten, Berichte der LFV-Gremien, Wahlen etc.) durch die knapp 200 Delegierten beraten und abgehandelt.